Hi, John mal wieder. Ja, ich weiß. Sorry, aber ich darf das hier! Ätsch. Beruhigt euch mal und dann fangen wir an, okay? Bruahaha.
Die Überschrift ist dieses Mal das Thema, also etwas mehr Lektüre als sonst bei den Videos, die ich hier zurücklasse. Das macht zwar Spaß, aber ich dachte mir, es ist auch mal nett zu schauen, wie es ist, hier einen Beitrag zu schreiben, den ich auch bei mir ablassen könnte. Fühlt sich nicht so viel anders an, muss ich gestehen. Ich überlege deshalb, ob ich denselben Beitrag nicht auf beiden Seiten … oder doch verändert? Ja, variiert, das klingt nett. Die Variation gibt es übrigens hier …
Okay, aber zum Thema. Chaos und Ordnung. Damit meine ich ganz speziell jetzt mich als Beispiel. Das Titelbild dieses Beitrags ist ein perfektes Symbol dafür, wie es auf meinem Schreibtisch aussieht. Chaotisch, überladen, ein kunterbuntes Durcheinander. Dass die Chips so rumliegen, ist nicht normal, das war, weil ich einfach nur eine Handvoll wollte und zu faul war, in die Küche zu latschen und eine Schüssel dafür zu holen. Außerdem nehme ich mir manchmal auch gar nicht die Zeit für solche Dinge, weil ich ohnehin schon stets zu wenig davon, von der Zeit, habe. Natürlich auch dieses Mal.
Ich räume den Tisch regelmäßig auf, um eine leere Fläche zu haben. Diese Leere empfinde ich als sehr angenehm, weil ich sie hernehmen kann, um meine Gedanken darauf zu projizieren. Soll heißen, ich kann nachdenken und werde nicht abgelenkt. Meine Gedanken bleiben beim Thema. Außerdem habe ich kein Arbeitszimmer mehr, mein Tisch steht im Schlafzimmer – Kinder, grmpf – und das ist auch nicht wirklich ein feiner Anblick.
Aber um den Tisch leerräumen zu können – effektiv und nachhaltig – brauche ich mehr Platz. Die Wohnung ist von der Größe her ok, aber da sind zwei Kinder und, weil es ein beschissenes, neumodisches Haus ist, soll heißen, irgendwelche Single-Architekten fantasieren sich zusammen, was Familien so brauchen und entwerfen Wohnungen mit teilweise sinnleeren Eigenschaften – äh, Faden verloren, also weil das so ist, hat diese Wohnung zwar relativ viel Raum zu bieten, aber definitiv zu wenige Wandflächen für Regale. Dynamische Hipsterarchitekten haben nämlich keine Bücher, maximal einen Kindle – ist auch auf dem Bild oben, wird aber von überquellenden Regalen voller Totholz-Bücher übertrumpft. Wieder Faden verloren – die erste Hälfte des Titels dieses Beitrags ist wohl Programm. Selbsterfüllende Vorhersage.
Also, ich brauche mehr Platz und das heißt für mich schlicht, ich muss mich von Dingen trennen. Der Weg zur Ordnung führt als vorübergehen zu noch größerem Chaos, weil ich in das Chaos eintauchen muss, um die Dinge rauszufischen und auszusondern, die sich überlebt haben. Dazu gehören etliche DVDs mit Filmen. Dazu gehört ein kaputter PC, der unter dem Tisch steht. Dazu gehört Krims und Krams. Platz auf dem Tisch kann nur durch Entsorgung geschaffen werden, die bei Regalen im Wohnzimmer beginnt und bei Kisten mit Inhalten, die im Abstellraum stehen oder unter das Bett geschoben sind.
Die Ordnung, die ich damit anstrebe hilft mir auch hoffentlich, beim Schreiben fokussierter und konzentrierter voranzukommen. Chaos lenkt ab. Mich. Bei anderen Autoren ist es wohl auch schon umgekehrt – kreatives Chaos ist kein leeres Schlagwort, sondern häufig genug gelebt. Ob es jetzt Chaos oder Ordnung sein muss, um ordentlich arbeiten zu können, das ist wie immer individuell herauszufinden. Beides hat völlige Berechtigung, immerhin kann Chaos genauso Gedanken in Form bringen, sie überhaupt aufkommen lassen und zu einem Ziel führen. Weder falsch noch richtig sind in diesem Fall anwendbare Begriffe.
Für mich ist es einfach so, dass ich früher durchaus keine Einwände gegen Chaos hatte, auch wenn ich immer bemüht war, halbwegs Ordnung zu halten. Da war das Schachtel-System recht praktisch. Ein leerer Karton, eine Schuhschachtel zum Beispiel, in der all die Dinge landeten, die sonst am Tisch herumlagen. Wunderbar, das Chaos war auf das Innere der Schachtel beschränkt. Das System war durchaus ausbaufähig und jetzt habe ich hinter dem Monitor vier Schachteln stehen und weiß bei keiner davon, was wo warum drinnen ist. Das bringt nichts, absolut nichts.
Ich habe etliche Ikea Boxen, diese Samla Dinger. Eine davon möchte ich leer bekommen, am anderen Ende des Tisches in das auf dem Tisch stehende Regal stellen, um dann all den Scheiß in nur einer Box zu haben. Das ist übersichtlicher. Aber dazu muss erst irgendwo ganz anders in der Wohnung Zeug aus Regalen verschwinden. Und um das zu schaffen, ist eine vorübergehende Expansion des Durcheinanders nötig.
Chaos gebiert Ordnung, aus Ordnung entsteht Chaos. Warum gibt es diesen Beitrag? Wahrscheinlich, weil es mir ein Bedürfnis war festzustellen, dass ich ein im Grunde ordentlicher Mensch bin, der immer wieder ein Chaos beieinander hat. Und darum werde ich auch schlicht diesen Beitrag in Blocksatz formatieren, weil das ordentlich aussieht und eine serifenlose Schrift, die hausbackene und angenehme Arial, dafür auswählen. So ist das Erscheinungsbild des Beitrags ordentlich, auch wenn das Innenleben durch Chaos glänzt.
Manchmal denke ich, ich bin einfach nur schizophren, weil ich beides mag und beides in einem vereint sehen will. Tja, Störungen der Psyche haben oft interessante Erscheinungsformen.
Ich muss mal Jamie fragen, wie sie das eigentlich handhabt. Ich habe keine Ahnung. He, Jamie …
Und wie ist das bei euch so mit Chaos und Ordnung?